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Estrich-Ratgeber

Abriss elastischer Fugen bei Fliesenbelägen


Frisch verlegter Estrich Fliesen werden in der Regel auf einem schwimmenden Estrich verlegt. Für die Fugen zwischen Wand- und Bodenfliesen oder am Anschluss einer Badewanne setzt man üblicherweise elastisches Material wie Silikon ein. Aber warum reißen diese Verfugungen nach kurzer Zeit wieder ab?

Früher schrieb man eine abgerissene elastische Fuge einem Absenkung der Dämmung zu. Nach der Öffnung des Bodens stellte sich diese Annahme jedoch als falsch heraus: Die Dämmung hatte auch unter Belastung ihre geplante Dicke behalten.

Heute weiß man: Es liegt an Oberflächenveränderungen des Estrichs während des Trocknungsprozesses. Werden Fliesen vor der vollständigen Austrocknung verlegt und Wand- und Bodenfliese verfugt, kommt es im Verlauf der weiteren Trocknung zum unschönen Fugenabriss.

Das lässt sich vermeiden. Aber zunächst:

Was passiert genau?

Frisch verlegter Estrich
Die Ausgangssituation: Frisch verlegter Estrich. Der Trocknungsprozess beginnt. Frisch verlegter Estrich
Frisch verlegter Estrich.
Skizze ohne Darstellung der Flächenabdichtung

Verformung des frischen Estrichs infolge Oberflächentrocknung und -schwindung
Trocknet der Estrich, kommt es natürlich zum Wasserverlust. Dieser bewirkt - besonders an den Rändern - eine Verringerung des Volumens. Die Plattenoberseite verkürzt sich, und in der Folge heben sich die Randbereiche an; diesen Vorgang bezeichnet man als das so genannte "Aufschüsseln". Aufgeschüsselter Estrich
Aufgeschüsselter Estrich.
Skizze ohne Darstellung der Flächenabdichtung
Fliesenverlegung auf dem verformten Estrich
Leider kommt es immer wieder vor, dass der Fliesenleger entgegen seiner Prüfpflicht auf die Feuchtigkeitsmessung verzichtet und seine Fliesen auf den aufgeschüsselten Estrich verlegt. Auch Spezialkleber zur Verlegung von Fliesen auf noch feuchtem Estrich verleiten zu einer allzu frühen Verlegung. Kurz darauf wird die elastische Fuge zwischen Wand- und Bodenfliese vorgenommen. Der Trocknungsprozess ist jedoch noch nicht abgeschlossen - und das hat Folgen: Estrich nach Fliesenverlegung und Verfugung
Estrich nach Fliesenverlegung und Verfugung.
Skizze ohne Darstellung der Flächenabdichtung
Rückverformung des Estrichs - Endzustand mit zwangsläufigem Fugenabriss
Diese Verformungen sind unvermeidbar und überschreiten häufig die Elastizität der verwendeten Materialien. Aufwölbung des Estriches und Fugenabriss
Randabsackung des Estriches und Fugenabriss.
Skizze ohne Darstellung der Flächenabdichtung

Auf Grund der Verformungen des Estrichs können also relativ große Bewegungen auftreten. Fugen werden aber zusätzlich auch durch thermische Bewegungen des Estriches bzw. auch des Belages belastet, z.B. bei Fußbodenheizungen oder bei starker Sonneneinstrahlung.

Wollen Sie den Fugenabriss vermeiden, sollten Sie folgende Aspekte berücksichtigen:

  • Eine professionelle technische Bautrocknung verhindert die Aufschüsselung des Estrichs und damit des Fugenabrisses. Wenn Sie in Eigenregie trocknen, sprechen Sie uns bitte wegen der richtigen Auswahl der Geräte an, viel hilft nämlich nicht immer viel.
  • Richtiger Zeitpunkt: Der Estrich muss zum Zeitpunkt der Verlegung ausreichend erhärtet sein. Mit der Verfugung sollten Sie idealerweise so lange warten, bis die Aufschüsselung und Rückverformung des Estriches abgeschlossen ist. Darüber kann ein Jahr vergehen und es besteht die Gefahr, dass Putzwasser in die unverschlossene Fuge eindringt. Unter diesem Aspekt ist es besser, den Fugenabriss zunächst hinzunehmen und die Abdichtungen und Verfugungen nach ca. zwei Jahren zu erneuern.
  • Professionell verfugen: Wird bei der Verfugung ein Hinterfüllprofil eingelegt, wird die schwächste Stelle im Fugenmaterial erzeugt und nicht an den Flanken. Die Fuge kann sich elastisch dehnen bevor die Haftung zum Versagen führt.
  • Fugen richtig dimensionieren: Die Dehnfähigkeit von Silikon beträgt nur 20 Prozent, daher müssen Randfugen ausreichend groß sein. Ein Beispiel: Optisch ansprechend ist eine Fugenhöhe von 5 Millimetern. Technisch ist diese Höhe jedoch unzureichend, denn die Fugenmasse kann sich nur 1 Millimeter dehnen.
  • Eine Alternative sind auch höhenausgleichende Randfugenprofile, die vertikale Bewegungen bis zu 1 Zentimeter aufnehmen können.

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